Butter, Chicken Wing und Pancake

Butter, Chicken Wing und Pancake sind Steckenpferde von Felix. Wer hierbei an Kulinarik denkt, liegt daneben. Die Begriffe stammen vom Volleyball und stehen für ein Spiel, das wie geschmiert läuft (Butter), für Abwehrtechniken mit dem angewinkelten Arm (Chicken Wing)
und einem eindrucksvollen Rutschbagger (Pancake) – also ein Sprung Richtung Boden, um den Ball im letzten Moment davon abzuhalten, auf den Boden zu prallen. Felix trainiert seit vielen Jahren eine Mixed -Volleyballmannschaft im schwäbischen Esslingen. „Zur Truppe gehören rund 30 Personen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren“, erklärt Felix, Project Leader bei EDAG.

(Fahr)dynamik im Arbeitsalltag

„Simulant“, wie er sich selbst nennt. „Ich bin dafür zuständig, dass Autos sicher und mit der nötigen Performance auf der Straße fahren. Und dass der Komfort optimal ist, egal auf welchem Untergrund.“


Fahrwerke sind sein Ding. Konkret: Seit drei Jahren ist der studierte Fahrzeug-Ingenieur im Bereich Vehicle Dynamics Simulation bei EDAG an Bord. Heißt: die Fahrdynamik von Fahrzeugen austüfteln, so lange die Einsatzszenarios am Rechner durchspielen, immer wieder Komponente und Parameter verändern, bis es passt und die Anforderungen der Kunden erfüllt sind. „Es ist ein grandioses Gefühl, wenn aus der ersten Idee auf einem weißen Blatt Papier ein fertiges Auto wird.“ Genau das zeichne, so der 30-Jährige, seinen Job bei EDAG aus.

 

Vom Schülerpraktikum in der Werkstatt über das Abitur bis zum Studium der Fahrzeugtechnik

Autos und Technik haben Felix schon immer gereizt, ob Tourenwagen, Kartfahren oder später auch die Formel 1. Mit 14 hat er sich in den Schulferien bei seinen ersten Jobs in Autowerkstätten die Hände schmutzig gemacht. Ölwechsel, Reifen und Bremsen checken, Lampen austauschen – das volle Programm, was ein Schüler eben darf. „Mir war aber schnell klar, dass mir das nicht reicht“, erinnert sich der gebürtige Augsburger. „Ich wollte ganz genau wissen, was dahintersteckt.“ Warum ist ein Fahrwerk, ein Stoßdämpfer so aufgebaut, wie greifen die Bauteile und Komponenten ineinander und wie wird aus dem Zusammenspiel der Einzelelemente ein harmonisches Ganzes? Kurz: „Ich wollte wissen, wie man die PS auf die Straße bringt.“

 

Gesagt getan. Nach dem Abi den Studiengang Fahrzeugtechnik in Ilmenau begonnen und an der Hochschule Esslingen als Bachelor abgeschlossen. Theoretische Grundlagen sind für Felix elementar. „Ich liebe es, komplexe Modelle am Rechner zu entwickeln und für die kniffligsten Anforderungen, Lösungen zu finden.“ Doch ohne Praxis bleibt das für ihn ein Papiertiger. Schon im Rahmen eines Praktikums während des Studiums hat er deshalb die Luft in einem renommierten Rennstall geschnuppert. Vom Opel Adam in der Ralley-Version bis hin zum Formel-1-Boliden – so lernte er hautnah Fahrzeugtechnik auf Hightech-Niveau kennen.

Digitale Zwillinge zielführend einsetzen

Ob SUV, Roadster, Familienkutsche oder Limousine – Felix ist heute der Experte, wenn es um die Entwicklung eines Fahrwerks geht. Aktuell arbeitet er am Fahrwerk für ein Elektroauto, das ein Start-up auf den Markt bringt. Die Grundlage ist wie bei Projekten üblich ein Pflichtenheft, welches alle Anforderungen (Requirements) und Merkmale an das künftige Fahrzeug umfasst: Komfort, Sicherheit, Wartbarkeit, Nachhaltigkeit und vieles mehr. Für die sogenannte Mehrkörpersimulation baut er am Rechner Modelle auf, einen digitalen Zwilling der künftigen Realität. Seine wichtigsten Tools dazu sind Adams Car, mit dem er funktionelle virtuelle Prototypen kompletter Fahrzeuge und Teilsysteme baut und testet. Mathematische Probleme löst er mit dem Werkzeug Matlab.

Der Aufbau der Modelle am Rechner ist für ihn das A und O. Wie sollte sich das Fahrwerk kinematisch verhalten, wie wirken unterschiedliche Lagersteifigkeiten und Vorspannungen der Federung auf die Fahrdynamik aus? „In meinem Modell stelle ich alle Komponenten zusammen, die für die Fahrdynamik wichtig sind, teste sie und baue agil, iterativ das Fahrwerk auf“, sagt Felix. Vorderachse, Hinterachse, Lenkung, Bremsen, Beladung sind alles Einzelbausteine, die er in der Software zusammenführt und zum Gesamtfahrzeug konzipiert, vom Groben zum Feinen also. Erst starr und dann immer flexibler werden Materialen und Kräfte, die er auf sein Modell wirken lässt.
„Klar, entwickle ich das Auto nicht im Elfenbeinturm“, erklärt Felix. Sehr eng arbeitet er mit seinen Kolleginnen und Kollegen zusammen, die für die Vertikaldynamik zuständig sind. Und auch mit den Versuchsteams ist er im regen Austausch. „Bei den Kolleginnen und Kollegen des Teams zeigt sich die Güte meiner Arbeit.“ Im harten Praxistest wird dann die Frage beantwortet, ob seine Modelle und Simulationen die Realität tatsächlich abbilden. Sein Anspruch: „Im Idealfall erspare ich den Kolleginnen und Kollegen enorm viel Aufwand bei der Entwicklung und beschleunige damit die Gesamtentwicklung.“

 

Formula Student meets EDAG

Der Fahrwerk-Freak, Volleyball-Trainer und Teamplayer hat noch eine ganz andere Seite. „Seit einigen Jahren betreue ich Studierende bei EDAG bei ihren Abschlussarbeiten. Ich gebe mein Know-how gerne weiter und sauge die Ergebnisse der Arbeiten auf. Sie gehen sehr ins Detail, was im normalen Business nicht möglich ist, und ich kann dieses Wissen häufig für meine eigene Arbeit nutzen – eine Win-win-Situation.“ In Rahmen einer aktuellen Bachelorarbeit werden auf Basis von Fahrzeug- und Streckendaten Rundenzeiten für ein DTM-Fahrzeug eines namhaften Motorsportteams simuliert. Wie wirken sich Veränderungen des Gewichts, der Fahrwerkeinstellungen auf die Rundenzeiten und Temperatur der Bremsen aus? Die Ergebnisse werden dem Rennstall zur Verfügung gestellt, der dann zum Beispiel die Kühlkanäle der Bremsen abklebt, damit diese immer im optimalen Bereich zwischen 400 und 600 Grad arbeiten.

Persönlich und beruflich immer in Bewegung

Wenn Felix mal nicht Fahrwerke für Autos simuliert, testet er das seiner Sportgeräte. Beim Snowboarden oder beim Mountainbiking geht er an seine persönlichen physischen Grenzen und die seines Fullys. „Erst neulich fuhr ich die Weltcup-Downhillstrecke in der Lenzerheide, Schweiz. Heftig.“ Seine größte Challenge war im vergangenen Jahr ein 2-tägiger Bike-Enduro-Wettbewerb im österreichischen Brandnertal. „Okay, das brauche ich nicht mehr“, grinst er. Bei EDAG hat er für die Zukunft noch einiges vor, wie er zu Protokoll gibt: „Ich möchte ausloten, wie unsere Expertinnen und Experten künftig aktiver auf Kunden zugehen und Projekte akquirieren können.“ Auf Messen präsent sein, Schulungsunterlagen vorbereiten, um das Onboarding neuer Kolleginnen und Kollegen zu erleichtern, sind weitere Ziele. Und vielleicht gibt er eine Runde Chicken Wings und Pancakes aus, und ein kühles Getränk – anstelle der Butter.


HABEN WIR IHR INTERESSE GEWECKT FÜR DIESES UND WEITERE SPANNENDE THEMEN? DANN WERDEN SIE TEIL DES TEAMS. OFFENE STELLENANZEIGEN FINDEN SIE HIER.

Loading