Es gibt die einen, die wollen nach dem Abi unbedingt raus in die weite Welt. Und es gibt Leute wie Jan. Ihn habe es nie so richtig in die Ferne gezogen, gibt er zu. Aufgewachsen in Bad Hersfeld, ging Jan fürs Studium der Elektro- und Informationstechnik ins nahegelegene Fulda, wo ihm die EDAG Group bereits an der Hochschule immer wieder begegnete. Im Master spezialisierte er sich auf eingebettete Systeme. Bei der EDAG Group hatte er die Möglichkeit, in diesem Bereich seine Abschlussarbeit zu schreiben – und zu bleiben.
Und heute? „Muss ich nur zwei Minuten zu Fuß gehen, dann bin ich schon auf der Arbeit“, erzählt Jan. Der Plan, beruflich das zu machen, was ihm Spaß macht und trotzdem in der Heimatregion zu bleiben, ging also auf. Zusammen mit seiner Freundin, die von Beruf Tiermedizinische Fachangestellte ist, und zwei Katzen wohnt Jan um die Ecke der Fuldaer Niederlassung. „Die Wohnung war ein Glückstreffer!“, sagt Jan. Nur das Pferd namens “Plötze” passte nicht mehr rein, es wohnt ein paar Kilometer entfernt in einem Stall. Richtig erkannt. Jan ist ein Tierfreund. Und ein Gamer. Plötze ist benannt nach dem Pferd aus dem Computerspiel „The Witcher“, das auf der gleichnamigen Bücherreihe basiert.
Bei der EDAG Group arbeitet Jan seit vier Jahren im Bereich Embedded Systems als Entwicklungsingenieur. Seit Januar 2022 als Projektleiter.
Eines seiner Herzensprojekte ist das „TWIKE“, ein Elektrofahrzeug auf drei Rädern – mit einigen Besonderheiten. Die fahrende und mitfahrende Person hat beispielsweise Pedale im Fußraum, die sie während der Fahrt treten kann, um den Akku aufzuladen. Das kleine Auto hat kein Lenkrad, stattdessen zwei Joysticks, mit denen man aber nicht nur steuern kann. Mit einem der Joysticks gibt man beispielsweise auch Gas. „Das ist mal ein ganz anderer Ansatz für so ein Fahrzeug“, sagt Jan. Und genau das sei das Reizvolle daran.
Die Firma und die Idee für das außergewöhnliche Dreirad gibt es schon seit mehr als 20 Jahren. Das „TWIKE“, das Jan und sein Team mitentwickeln, ist das der fünften Generation. Zwei Abteilungen der EDAG Group sind an dem Projekt beteiligt. Die eine kümmert sich um Hardware und Kabelbaum. Jan und seine Kolleginnen und Kollegen programmieren ein System, das alle Komponenten, Sensoren und Steuergeräte des Fahrzeugs miteinander verbindet. „Wir schreiben unter anderem die Software, die den Tastendruck auf dem Joystick erkennt und zum Beispiel weiterleitet, wenn rechts oder links geblinkt werden soll. Aber auch Software für komplexere Aufgaben wie die Ansteuerlogik des Motors. Wir bedienen alle Schnittstellen vom Licht bis zum Batterieladesystem“, erklärt Jan.
Ein komplettes Fahrzeug zu programmieren, das sei das „Coole“ an dem Projekt. Denn in einem Job wie seinem ist das nicht unbedingt selbstverständlich. Wenn man zum Beispiel für einen der ganz großen Fahrzeughersteller arbeitet, ist vieles in Standardprozesse gegossen. „Das hat auch seine Vorteile“, sagt Jan. Aber bei diesem Projekt gebe es viel mehr Austausch mit dem auftraggebenden Unternehmen über die Ideen. Das macht es spannend: An der Mobilität der Zukunft mitzuwirken, ein kleines, leichtes Auto mit Konzept entwickeln.
Aus diesem Grund begeistern ihn auch Projekte wie der von der EDAG Group entwickelte City Bot – ein autonomes Fahrzeug für die Stadt, das Transportaufgaben übernehmen kann, aber zum Beispiel auch Müll erkennt und einsammelt – dank modularem System. Eine Lösung für Stau und Parkplatzmangel, aber auch für mehr Sauberkeit in der Stadt.
„Klar gibt es bei uns auch mal Projektphasen, in denen es stressig ist oder die mal weniger Spaß machen“, sagt Jan über seine Arbeit bei der EDAG Group. Aber das Klima sei einfach gut. Man sei nicht irgendeine Nummer. Und man hat viel Freiraum.
Diesen Freiraum nutzt Jan vor allem für seine Lehraufträge an der Hochschule Fulda. Dort, wo er selbst noch vor wenigen Jahren als Student im Hörsaal saß, gibt er Studierenden sein Wissen im Bereich Softwareentwicklung weiter. Unter dem Titel „Entwurf Software-intensiver Systeme“ bringt Jan ihnen den kompletten Softwareentwicklungsprozess näher.
„Als Entwicklungsingenieur im Alltag schreibt man ja nicht den ganzen Tag nur Software, sondern muss sich auch mit ganz anderen Themen befassen“, sagt Jan. Und so stehen bei ihm unter anderem Anforderungsmanagement, Architektur, Testing, Qualitätssicherung, aber auch Personalplanung auf dem Tableau – am Beispiel eines Modells eines elektrischen Fensterhebers. Dessen Software planen und implementieren die Studierenden gemeinsam. Eine praktische und realitätsnahe Abwechslung zum sonst recht theoretischen Hochschulalltag. Auf Wünsche der Kundinnen und Kunden einzugehen, lerne man oft erst im Job, sagt Jan, der mittlerweile auch einen zweiten Lehrauftrag im Bereich Angewandte Informatik innehat. Geplant ist außerdem, in Zukunft auch mit Gastvorträgen zu spannenden Projekten der EDAG Group an der Hochschule präsent zu sein. „Für mich ist meine Lehrtätigkeit eine Chance, mich auch neben meinem Beruf bei der EDAG Group in der Lehre zu verwirklichen. Und es ist schön, zu sehen, dass andere von meinen Erfahrungen und von meinem Wissen profitieren können“, sagt Jan.